Heilpflanzen auf dem Acker: Wie sie Insekten schützen und die Landwirtschaft verändern

Show notes

Fenchel, Kamille oder Anis gibt`s nicht nur im Teeregal - sondern auch auf dem Acker! Und diese Heilpflanzen sind echte Underdogs in der Landwirtschaft. Denn bisher werden sie kaum bei uns angebaut, aber haben ein riesiges Potential - für Insekten, für uns und für die Landwirtschaft.
Warum scheuen sich viele Landwirtinnen und Landwirte noch davor, Fenchel oder Sonnenhut anzubauen? Und wieso sind diese Pflanzen so wertvoll für unsere Umwelt? Das hört ihr in dieser Folge mit Eva Schulze-Gabrechten. Ihr habt Themenvorschläge oder Anmerkungen für Ährensache? Meldet euch auf Instagram unter @aehrensache_podcast! – ich freue mich auf eure Nachrichten!

Show transcript

00:00:00: Ich kannte die Arzneifflanzen bisher nur aus Arzneifflanzenbüchern.

00:00:17: Diese wahnsinnige Wirkung auf die Biodiversität hat mich echt überrascht.

00:00:22: Die Bestäubung ist ein wesentlicher Punkt bei uns im Projekt.

00:00:25: Die Arzneifflanzen bringen beide unheimlich viele Mengen an Polen und Nektar.

00:00:31: Das fördert die Insekten.

00:00:33: Man sieht, hier ist alles voll mit Schwebfliegen, Schmetterlingen, Wildbienen, Honigbienen.

00:00:38: Das ist wirklich Wahnsinn.

00:00:40: Hier ist ganz viel los.

00:00:42: Ich frage mich halt immer, die Ackerrandstreifen oder Blühstreifen, die werden alle gefördert.

00:00:48: Warum werden die Aznei-Pflanz nicht gefördert?

00:00:50: Weil die mindestens den gleichen Beitrag zur Biodiversität bringen.

00:00:54: Hi und herzlich willkommen zu einer neuen Folge von Ehrensache.

00:00:57: Mein Name ist Eva Schulze Gabrechten und in diesem Podcast gehe ich alle vier Wochen einer spannenden Frage aus der Landwirtschaft nach.

00:01:03: Heute geht es hier um Heilpflanzen, also um Pflanzen wie zum Beispiel Fenchel, Camille oder Anis.

00:01:09: Die gibt es nämlich nicht nur im Teeregal oder in der Apotheken.

00:01:12: sondern auch auf dem Acker.

00:01:14: Und Heilpflanzen sind dabei echte Underdogs in der Landwirtschaft, denn bisher werden die Komba uns angebaut, aber sie haben ein riesiges Potenzial für Insekten, für uns und für die Landwirtschaft.

00:01:24: Warum scheuen sich viele Landwirtinnen und Landwirte noch davor, Fenchel oder Sonnenhut anzubauen?

00:01:29: Und wieso sind Heilpflanzen so wertvoll für unsere Umwelt?

00:01:32: Das hört ihr in dieser Folge.

00:01:34: Falls euch diese Folge gefällt, lasst ein Abo und eine Bewertung da.

00:01:38: Und jetzt geht's los mit der Folge.

00:01:39: Viel Spaß!

00:01:46: Ich stehe auf einem Grasweg zwischen zwei Feldern voller gelber und lilafarbender Blüten.

00:01:51: Ich bin hier mit Ina Stute verabredet.

00:01:53: Sie ist Agrarwissenschaftlerin an der Fachhochschule Südwestfalen in Soest.

00:01:57: Die Felder hier sind ihr Forschungsprojekt.

00:02:00: Was?

00:02:00: Wächst hier.

00:02:01: Ich würde sagen, diese Pflanze kenne ich von der Tee-Packung.

00:02:04: Ja, genau.

00:02:04: Wir haben hier den Körner-Fenchel.

00:02:06: Der

00:02:06: duftet auch schon so gut.

00:02:07: Also, ich geh mal dran.

00:02:10: Herrlich.

00:02:10: Ja,

00:02:10: genau, das ist wie im Bombon-Laden.

00:02:13: Der Fenchel wird hier einmal im Jahr gesäht, oder im Frühjahr wird er gesäht.

00:02:18: Bis zum Sommer wird er halt so hoch.

00:02:19: Wir stehen hier gerade vor dem Feld ungefähr mit einer vornen zwei Meter hohen Pflanze.

00:02:24: Und dann kann er im Herbst halt abgeerntet werden.

00:02:26: Dann haben wir die Körner.

00:02:28: Fenchelkörner, die dann verarbeitet werden zu Fencheltee, aber auch zu Fenchelöl.

00:02:35: Dann können wir das Feld ungefähr drei Jahre nutzen.

00:02:37: Also das hier wird wirklich Tee?

00:02:39: Ja genau, das wird Tee.

00:02:40: Und wohin verkauft ihr den?

00:02:42: Den verkaufen wir leider nicht.

00:02:44: Die Parzelle ist zu klein.

00:02:45: Grundsätzlich geht das in die Farmeindustrie.

00:02:48: Aber der jetzt hier konkret nicht.

00:02:49: Oder wo landen die Körner hier?

00:02:51: Ja, die

00:02:52: werden leider, wird das gemulcht und... landen dann wieder im Boden,

00:02:56: als halt ein Forschungsobjekt ist.

00:02:58: Aber

00:02:58: üblicherweise wäre der jetzt geeignet.

00:03:00: Genau, der wäre geeignet.

00:03:02: Ich probiere es auch regelmäßig.

00:03:03: Ich nehme jedes Jahr ein bisschen was mit nach Hause.

00:03:06: Schmeckt und ist lecker.

00:03:08: Du und direkt gegenüber wächst hier im Feld.

00:03:11: Ich oute mich.

00:03:12: Schön sehen die Blumen aus.

00:03:13: Die haben so hell lila eine Blätter und so dicke Stempel.

00:03:15: Aber ich weiß nicht, was das ist.

00:03:17: Was ist

00:03:17: das?

00:03:18: Wir haben ja eine Sonnenhutparzelle.

00:03:20: Sonnenhut ist auch eine mehrjährige Pflanze.

00:03:22: Die wird auch im Frühjahr gesät.

00:03:24: wird dann auch im Juli-August geerntet.

00:03:28: Da wird die komplette Pflanze geerntet und meistens zu Pressaft verarbeitet.

00:03:32: Echinacea ist der Inhaltsstoff des Sonnenhuts.

00:03:36: Es ist bekannt dafür, dass es das Immunsystem stärkt.

00:03:38: Und zu Corona-Zeiten hatten wir einen Riesen ran auf Echinacea.

00:03:43: Das heißt, das hier wäre jetzt auch eine Arzneipflanz?

00:03:45: Ja, genau.

00:03:46: Mal ganz grundsätzlich, so Arzneipflanzen wie der Fenchel oder der Sonnenhut, wie würdest du sagen, unterscheiden die sich denn von den klassischen Ackerbau-Sorten, wie jetzt weiß ich nicht, in Weizen oder so?

00:03:57: Was sind da vielleicht die wesentlichen Unterschiede?

00:04:00: Erst mal gehört es zu einer ganz anderen Pflanzenfamilie, was einfach im Ackerbau den Vorteil bringt, dass so die Krankheitszyklen der normalen Ackerbaukulturen unterbrochen werden.

00:04:10: Also wenn ich jetzt mehrere Jahre nacheinander einen Weizenanbau und dann eine Krankheit drin habe, dann setzt sich diese Krankheit, reichert sich im Boden im Prinzip an.

00:04:18: Je weiter ich diese Anbaupausen mache, je mehr Jahre ich dazwischen habe, desto geringer ist dann der Krankheitsdruck.

00:04:25: Und wenn ich die Pruchtfolge eben weit aufspalte mit vielen verschiedenen Pflanzen kann ich dadurch einfach Krankheitszyklen unterbrechen und dadurch dann eben auch Pflanzenschutzmittel einsparen.

00:04:35: Wir

00:04:35: sind ja ja auf einem Versuchskut, sprich ihr baut hier Pflanzen an und untersucht was, ist jetzt mal ganz grob gesagt.

00:04:40: Was ist das Ziel dabei?

00:04:42: Ja, also bei den Kulturen, die haben uns bewusst ausgesucht.

00:04:46: Wir arbeiten neben dem Projekt am Mobil, wo es erstmal grundsätzlich um Arzneifflanzen geht.

00:04:50: Sonnenhut und Fenchel haben uns ausgesucht, weil die beide für bestäuber sehr, sehr interessant sind.

00:04:55: weil es mehrjährige Kulturen sind, die mehrere Jahre auf dem Feld bleiben und jedes Jahr wieder geerntet werden können.

00:05:03: Das ist das Thema mit der Bestäubung.

00:05:06: Die Bestäubung ist ein wesentlicher Punkt bei uns im Projekt.

00:05:10: Die Arzneifflanzen bringen beide unheimlich viele Mengen an Polen und Nektar.

00:05:16: Das fördert die Insekten.

00:05:18: Man sieht, hier ist alles voll mit Schwebfliegen, Schmetterlingen, Wildbienen, Honigbienen.

00:05:24: Alles findet

00:05:24: man hier.

00:05:25: Das ist wirklich Wahnsinn.

00:05:27: Wir haben hier mal ins Feld gespinkt.

00:05:29: Wir gehen mal ein Stück ran.

00:05:30: Wie du schon sagtest, hier ist ganz viel los.

00:05:33: Da vorne ist das eine Biene.

00:05:35: Diese schmale, sie sieht so schlank aus für eine Biene.

00:05:43: Was mögen die so gerne an diesem Sonnenhut hier?

00:05:46: Ja,

00:05:46: da sind eben Bestäuber, die nutzen halt den Pollen und den Nektar für sich, um sich selbst zu ernähren, aber auch um ihre Brut zu ernähren.

00:05:55: Und haben eben dann den Vorteil, dass sie die Pflanzen dann auch bestäuben.

00:05:59: Mit dem Forschungsprojekt AMOBILA wollen Ina Stute und ihre Kolleginnen und Kollegen v.a.

00:06:04: herausfinden, wie sich der Anbau von Arzneipflanzen auf die Reproduktion von Insekten auswirkt.

00:06:10: Also ob Wildbienen z.B.

00:06:11: mehr Nachwuchs bekommen, wenn sie Fenchel oder Sonnenhut anfliegen können.

00:06:15: Und jetzt wollt ihr ja in diesem Projekt untersuchen unter anderem, inwiefern jetzt so ein Sonnenhut fällt, jetzt z.B.

00:06:20: den Bestäubern gut tut.

00:06:22: Ich sage das mal ganz grob, jetzt frage ich mich.

00:06:24: Wie zählt ihr das, müsst ihr hier.

00:06:26: Bienen zählen?

00:06:27: Oder wie läuft das?

00:06:28: Wirklich?

00:06:29: Ja, das ist tatsächlich so.

00:06:31: Wir haben verschiedene Erfassungsmethoden.

00:06:34: Wir haben einmal so genannte Mahlesfallen.

00:06:36: Da sind im Prinzip so weisse Zelte und oben sind Auffangbehälter.

00:06:40: Da ist dann eine Fangflüssigkeit drin und die stellt man dann einfach eine bestimmte Anzahl an Tagen aufs Feld und guckt dann, was da drin war.

00:06:48: Das Ganze wird dann hinterher eingeschickt.

00:06:50: Da wird eine DNA Analyse gemacht und da kann man dann einfach genau sagen, Welche Arten sind

00:06:57: da?

00:06:57: Dafür arbeiten die Forschenden an der Fachhochschule Südwestfalen in Soest mit Wissenschaftlern von der Universität Bonn zusammen.

00:07:03: Die Soester schicken ihre Proben weg und die Bonner werden sie aus.

00:07:07: An der Uni in Bonn arbeiten spezialisierte Insektenforscher.

00:07:10: Die sitzen in den ganzen Winter im Keller und bestimmen die Insekten, die wir dann gefangen haben.

00:07:16: Die haben wir im Kescher eingefangen.

00:07:18: Ja, genau so ist es.

00:07:22: können wir dazu eigentlich noch nicht so viel sagen.

00:07:25: Hier auf den Feldern wird aber nicht nur untersucht, welche Arten die Halbpflanzen anziehen, sondern auch, wie viele Tiere eine Art.

00:07:31: Dafür schneiden wir uns einen Weg durchs Feld und haben da eine Erfassungsmethode mit Keschern.

00:07:37: Das stelle

00:07:39: ich mir sehr lustig vor, wenn alle zusammen mit einem Kescher los

00:07:43: sind.

00:07:44: Da gehen zwei Leute dann durch, haben eine Stoppruhe und wir erfassen dann eine halbe Stunde lang Keschern.

00:07:51: aussieht wie bestäuber, keschern wir raus und bestimmt dann hinterher, wie viele von einer Art in dieser halben Stunde erfasst werden konnten.

00:08:00: Und was habt ihr bisher rausgefunden?

00:08:02: Ja, die Untersuchungen laufen

00:08:04: noch.

00:08:04: Zahlenmäßig vielleicht, habt ihr da schon Erkenntnisse?

00:08:07: Also, es ist halt sehr kulturspezifisch.

00:08:10: Genau, da hab ich leider jetzt gar nicht im Kopf.

00:08:12: Aber konntet ihr schon feststellen, ob zum Beispiel der Sonnenhut besonders gut ankommt bei gewissen Arten?

00:08:18: Also, gibt es eine Art, die den vielleicht besonders toll findet?

00:08:19: Wie

00:08:20: ist das?

00:08:21: Ja, bei Schwebfliegen und Bienen kommt der unheimlich gut an.

00:08:24: Wenn wir uns jetzt auf der anderen Seite den Fenchel angucken, den finden Nachtfalter total toll.

00:08:29: Also da ist nachts richtig was los.

00:08:31: Das ist ja eben unsere dritte Erfassungsmethode, da sind wir gerade nicht mehr zugekommen.

00:08:35: Wir stellen uns doch zweimal im Jahr nachts aus Feld und bauen einen sogenannten Nachtfalterturm auf.

00:08:41: Das ist so eine Säule, im Prinzip auch ein weißes Zelt.

00:08:44: Da kommt eine Schwarzlichtröhre rein.

00:08:47: Dann leuchtet es total... Blau, also sieht total schön aus.

00:08:51: Und da gucken wir dann eben zwei Stunden lang, welche Nachtfalter im Bestand vorhanden sind.

00:08:57: Und das sieht absolut irre aus.

00:08:59: Ein Foto von einer solchen Nachtsäule mitten im Fenchelfeld findet ihr auf Instagram, auf dem Account von diesem Podcast unter Ehrensacheunterstrich Podcast.

00:09:09: Am Rand des Fenchelfells steht zwischen zwei Pflanzen eine Holzkonstruktion, mit einem kleinen Dach und vielen verschiedenen großen Löchern drin.

00:09:17: Ina, das sieht mir hier aus wie so ein klassisches Insektenhotel.

00:09:20: Was ist

00:09:21: das?

00:09:21: Genau, das ist wirklich ein Insektenhotel.

00:09:24: Hier untersuchen wir den Reproduktionserfolg unserer Kulturen.

00:09:27: Und zwar ist es so, die Wildbienen, die Nisten in lang geschlossenen Röhren, also die brauchen einfach diese langen Strukturen, klettert die Wildbiene da rein, legt ihr Ei und legt da Pollen dazu ab.

00:09:41: Und dann verschließt sie diese Brutzähle.

00:09:45: Das macht sie mehrmals hintereinander, bis das die Röhre voll ist.

00:09:48: Und irgendwann im Frühjahr flüpfen dann die Wildbienen wieder und können dann ausschweben.

00:09:54: Bei uns ist eben die Frage, nutzten die unseren Polen, also den Polen von unseren Arzneiflanzen für ihre Reproduktion.

00:10:01: Und dazu haben wir diese Nistkästen aufgestellt.

00:10:05: Da gucken wir uns dann die bewohnten Gänge an und gucken, untersuchen auch den Polen, den die Insekten da zu abgelegt haben, also die Wildbienen, der eben von unserer Zielkultur ist.

00:10:16: Und wie ist das?

00:10:17: Meistens passt das.

00:10:19: Und wie überprüft ihr das jetzt genau?

00:10:21: Müsst ihr da reingehen und das aufmachen?

00:10:24: Wir haben jetzt diese spezielle Art von Insektenhotels.

00:10:27: Du siehst, da sind Löcher drin mit unterschiedlicher Größe.

00:10:30: Weil unterschiedliche Wildbienenarten, wir haben ungefähr fünfhundertsechzig verschiedene Wildbienenarten, von denen dreißig Prozent überirdischen Nisten.

00:10:37: Und die brauchen einfach unterschiedlich große Nistgänger, je nachdem wie groß die Biene ist.

00:10:42: Deswegen haben wir unterschiedliche Größen von von Nistgängen und das sind Holzplatten, die übereinander gestapelt sind.

00:10:52: Und die können wir dann, wenn die belegt sind, die rühren, können wir die aufschrauben, da sind Folien zwischen und können dann eben uns die Brutgänge genau angucken und können auch die Pollen dann entnehmen.

00:11:02: Und sterben, stirbt dann die Brut?

00:11:04: Ja, wir machen es einfach vereinzelt.

00:11:07: Also wir machen einzelne Polen, analysieren wir, wir können das dann aber wieder zu machen und dann macht denen das eigentlich nichts.

00:11:13: Übrigens, kleiner Exkurs, nicht alle Insektenhotels sind so bequem wie dieses hier und nützen in Wildbienen wirklich.

00:11:20: Falls ihr eins für euren Garten oder den Balkon anschaffen wollt, ist es wichtig, auf ein paar Sachen zu achten.

00:11:25: Und vor allen Dingen bei den Angeboten im Baumarkt oder im Supermarkt genauer hinzuschauen, sagt Ina Stute.

00:11:30: Ja, das ist tatsächlich leider so, dass da relativ viel Mist im Regal steht.

00:11:36: Also bei den Sektenhotels ist es einfach total wichtig, dass diese langen Strukturen da sind.

00:11:41: Wenn diese aufgefüllt werden mit billigen Materialien wie Tannenzapfen oder Stroh, dann ziehen wir damit eigentlich die Feinde der Wildbienen an, wie zum Beispiel Orkäfer, die dann nachts kommen und die Brut der Wildbienen dann auffressen.

00:11:54: Das wollen wir nicht, deswegen halt wirklich nur lange... dünne Strukturen.

00:11:58: der Durchmesser der Röhren sollte so drei bis acht Millimeter haben, denn wenn wir wieder größer, wenn sie, es gibt ja auch so größere Bambus-Röhren, dann bieten wir wieder der asiatischen Hornisse-Unterschlupf, die wir auch wieder nicht haben wollen.

00:12:11: Also drei bis acht Millimeter ist super und die müssten auch tief genug sein.

00:12:20: Zurück zum Acker.

00:12:21: Der Sonnenhut mit seinen pinken Blättern und den leuchten gelben Köpfen gibt ein tolles Bild ab.

00:12:26: Auch Spaziergänger kämen gerne hier vorbei, sagt Ina Stute.

00:12:29: Denn Felder voll blühend im Fenchel, Camille oder Sonnenhut sind hier im Kreis Soest eine Seltenheit.

00:12:34: Ich hatte vorher mit Arzneipflanzen, wie denen hier, also war mir noch nicht bekannt, habe ich jetzt glaube ich bewusst auf einem Feld in der Soesterbehörde auch noch nicht wahrgenommen.

00:12:41: Werden die außerhalb des Versuchsguts schon angebaut?

00:12:45: Ja, also ist ja mal in Deutschland, wir haben ungefähr eine Ackerfläche von sechzeinhalb Millionen Hektar.

00:12:50: Und auf leider nur zwölf Tausend Hektar werden Arzneilpflanzen angebaut.

00:12:55: Das ist eine

00:12:55: Nische bisher.

00:12:56: Das

00:12:56: ist schon eine Nische.

00:12:57: Wir haben große Kamilleferge da in Thüringen.

00:13:01: In Nordrhein-Westfalen ist da tatsächlich sehr stiefmütterlich mit ausgestattet.

00:13:07: Ostdeutschland ist grundsätzlich einfach, ja, es ist größerer Arzneilpflanzenanbau oder ist ja... Arzneiflanzenanbau mehr verbreitet als hier.

00:13:15: Was

00:13:15: sind da so die Gründe?

00:13:16: Warum ist das bisher offenbar noch nicht so beliebt in der Landwirtschaft?

00:13:19: Man braucht

00:13:19: halt wirklich sehr viel Spezialwissen und Spezialtechnik.

00:13:23: Wenn man zum Beispiel in die Kamelenfeld anguckt, dann braucht man halt extra Flücktechniken.

00:13:27: Hier für den Sonnenhut brauchen wir Pflanzenvollernte.

00:13:30: Wir brauchen aber auch Technik, um das Ganze hinterher zu trocken oder direkt zu verarbeiten.

00:13:35: Es gibt halt einen Betrieb, den ich kenne, die verarbeiten, also die haben dann Pressen und verarbeiten im Sonnenhut dann direkt zu Presshaft vor Ort.

00:13:42: Das ist natürlich ein Riesen-Invest und ein Riesenaufwand auch.

00:13:45: Dafür scheuen sich die Landwirte so ein bisschen.

00:13:48: Kann ich auch verstehen.

00:13:49: Dazu kommt, dass Fenchel beispielsweise sehr empfindlich auf Krankheiten reagiert, erklärt die Wissenschaftlerin.

00:13:55: Bei einem Pilzbefall im Schlag sei oft die gesamte Ernte hin.

00:13:59: theoretisch, wenn man sich entscheidet, so ein Invest zu machen, zum Beispiel für diese Pressehaftanlage und so weiter, wirtschaftlich, kann man damit gut verdienen, als Landwirt?

00:14:07: Grundsätzlich schon, ja.

00:14:10: Ich sage mal, das Risiko ist halt größer, als wenn man entwaltzt nur dann einen Mais anbaut.

00:14:15: Wenn es gut läuft, dann kann man auch gut verdienen damit.

00:14:17: Arzneipflanzen bedeuten also offenbar viel Arbeit und ein hohes Risiko für die, die sie anbauen.

00:14:23: Trotzdem, sagt Ina Stute, sollten viel mehr Landwirtinnen und Landwirte auf diese Kulturen setzen.

00:14:28: Warum?

00:14:29: Auf jeden Fall sollten mehr solche Kulturen angebaut werden.

00:14:31: Das sind einfach Gründe, dass wir eine Selbstversorgung in Deutschland mit Arzneiflanzen haben von zehn bis fünfzehn Prozent.

00:14:38: So wenig?

00:14:38: Ja, so wenig.

00:14:40: Das heißt, ja, achtzig bis neunzig Prozent der Arzneiflanzen hier verarbeitet werden, werden eben importiert.

00:14:47: Also wenn wir selbst mehr anbauen würden, wären wir natürlich deutlich unabhängiger.

00:14:52: Außerdem bringen die Arzneifflanzen einfach unheimlich viel für die Biodiversität, weil das einfach Blühpflanzen sind.

00:14:58: Und ich frage mich halt immer, die Ackerrandstreifen oder Blühstreifen, die werden alle gefördert.

00:15:05: Warum werden die Arzneiflanzen nicht gefördert?

00:15:08: Weil die mindestens den gleichen Beitrag zur Biodiversität bringen und eben die Selbstversorgung sichern würden.

00:15:14: Ein Knackpunkt.

00:15:14: Mit dem Anbau von Heilpflanzen können Landwirtinnen und Landwirte Geld verdienen.

00:15:18: Im Gegensatz zu Blühstreifen, die Blumen da werden ja nicht verkauft, Fenchelsamen oder Sonnenhutsaft aber schon.

00:15:24: Das ist ein Grund, weshalb der Heilpflanzenanbau nicht unmittelbar finanziell gefördert wird, sagt Ina Stuter.

00:15:30: Wir haben jetzt schon drüber gesprochen, beispielsweise über fliegende Insekten, über Bienen oder du hast diese Schwebfliege, glaube ich, heißt die erwähnt.

00:15:38: Gibt es noch weitere Lebewesen, die von diesen Heilpflanzen profitieren?

00:15:42: Ja, auf jeden Fall.

00:15:43: Also Sonnenhut und Fenchel, wo wir gerade stehen, sind die besten Beispiele dafür, wenn wir zum Beispiel uns die Feldvögel angucken.

00:15:50: wenn man einen Weizenfeld oder so hat, das ist halt relativ klein über Winter.

00:15:55: Und hier schneiden wir auf einer Höhe von fünfzehn, zwanzig Zentimetern, schneiden wir die Stängel ab.

00:16:00: Und die geben dann einfach Feldvögeln, wie zum Beispiel im Rehpun, können die einfach über den ganzen Winter und auch im Frühjahr Deckung geben, damit die einfach ihre Brut auch großziehen können.

00:16:10: Und der Vorteil ist dann einfach, wenn die Feldvögel da sind.

00:16:14: Auch im Frühjahr haben die einfach genug zu fressen, auch da, weil einfach so viele Insekten da sind.

00:16:18: Weil die Insekten eben dann vom und vom Pollen angezogen werden.

00:16:22: Es ist ein ganz schöner Kreislauf.

00:16:24: Ina Stute beschäftigt sich zwar schon seit mehreren Jahren mit Arzneipflanzen.

00:16:28: Wie sie sich auf die Umwelt auswirken, fasziniere sie aber noch immer, sagt sie.

00:16:32: Ich kannte die Arzneipflanzen halt bisher nur aus Arzneipflanzenbüchern.

00:16:37: Und diese wahnsinnige Wirkung auf die Biodiversität, die hat mich echt überrascht.

00:16:42: Also, wenn man selber mal durch so einen Bestand geht, durch so einen Blümenbestand, und dann sich die Insekten anguckt und ... den Boden mal anguckt, finde ich total spannend.

00:16:52: Was glaubst du denn bräuchte es, damit mehr Landwirte und Landwirte auch jedem Kreis so sagen, Mensch, ich baue mal Sonnenhut oder Fenchel an?

00:16:58: Ja, bessere Vermarktungsstrukturen.

00:17:01: Also gerade bei den Arzneiflanzen, da baut man wirklich, da geht es nicht vom Anbau zur Vermarktung, sondern die Vermarktung steht einfach an oberster Stelle.

00:17:10: und gerade hier in Nordrhein-Westfalen gibt es halt wirklich kaum Ansprechpartner.

00:17:16: Also heißt das zum Beispiel, es gibt kaum Abnehmer oder wie meinst du das?

00:17:18: Ja genau, kaum Abnehmer, aber auch in der Beratung ist eigentlich keiner, der sich damit auskennt.

00:17:23: Umso wichtiger scheint also die Forschung hier auf dem Versuchsgut.

00:17:26: Ziel des Projekts an der FA Südwestfalen ist es auch, die Vorteile vom Heilpflanzenanbau bekannter zu machen.

00:17:32: Mit Infoständen auf Wochenmärkten zum Beispiel oder Führungen für Schulklassen.

00:17:37: Jetzt ist ja eine Sache, sag ich mal, Schulklassen oder auch Erwachsenenmenschen zu erklären, das ist wichtig.

00:17:42: Diese Pflanzen haben eine große Aufgabe.

00:17:44: Eine andere Sache ist, natürlich irgendwie zu erreichen, dass es mehr angebaut wird.

00:17:47: Was bräuchte es da vielleicht auch auf politischer Ebene aus deiner Sicht?

00:17:51: Erst mal müsste es ins Bewusstsein gerückt werden, dass dann Wahnsinnspotenzial ist.

00:17:56: Und dann bräuchte es halt eben Unterstützung, dass man zumindest ... Zumindest ein bisschen was abhuffern kann, also dass man nicht auf dem Risiko selbst zu hundert Prozent sitzen bleibt.

00:18:08: Viel Zeit bleibt Ina Stute nicht mehr, um darauf aufmerksam zu machen.

00:18:11: Im Februar nämlich endet das AMOBILA Forschungsprojekt

00:18:15: vorerst.

00:18:15: Wir arbeiten im Moment an einem Verlängerungsantrag.

00:18:18: Wir würden natürlich gerne weiterarbeiten, weil wir das Thema einfach total wichtig finden und auch total spannend.

00:18:23: Wir möchten es gerne ausweiten.

00:18:25: Also die Bestäuber haben wir jetzt drei Jahre untersucht.

00:18:27: Wir wollen dann weitergehen auf die Bodenatropoden.

00:18:30: Genau.

00:18:31: Und dann auch auf die Feldvögel, was ich eben schon mal angesprochen habe, um einfach zu untersuchen, ob oder inwiefern ein gutes Habitat für Feldvögel

00:18:43: ist.

00:18:43: Was sind Bodenatropoden?

00:18:45: Käfer und so was?

00:18:46: Oder was kann ich mir da vorstellen?

00:18:47: Ja Käfer, Würmer, Mikroorganismen, die im Boden sind.

00:18:50: Ja.

00:18:52: Und wie schätzt du die Erfolgsaussichten ein?

00:18:53: Glaubst du, das klappt?

00:18:55: Fetze, die Phonzen erstmal als relativ gut ein, weil es einfach Biodiversität ist in aller Munde und es ist einfach auch wichtig, dass da was gemacht wird.

00:19:04: Ich kann es aber noch nicht einschätzen.

00:19:06: Wir müssen uns überraschen lassen.

00:19:11: Da ist also noch viel Potenzial in Sachen Heilpflanzenanbau.

00:19:14: Was meint ihr, sollte der in Deutschland mehr gefördert werden?

00:19:18: Schreibt mir eure Meinung gerne direkt in die Kommentare bei Spotify oder bei Instagram.

00:19:22: Ich freue mich drauf.

00:19:23: Und ich habe noch eine kurze Bitte.

00:19:25: Ich recherchiere nämlich aktuell zum Thema Hofübergabe bzw.

00:19:28: Hofübernahme.

00:19:29: Und mich würden da eure Erfahrungen sehr interessieren.

00:19:32: Also, falls ihr aus dem Kreis Soost kommt und wir dazu sprechen könnten, wie habt ihr die Hofübergabe geplant, erlebt oder seid ihr mitten im Prozess, welche Herausforderungen habt ihr?

00:19:41: da welche guten Ideen aber vielleicht auch, dann würde ich mich riesig, riesig freuen, wenn ihr euch bei mir meldet.

00:19:46: Entweder ihr schreibt bei Instagram unter Ehrensacheunterstrich-Podcast eine Nachricht, ihr könnt euch auch gerne per E-Mail melden an redaktionathelvegradio.de und natürlich können wir auch vertraulich sprechen.

00:19:57: Ich freue mich auf eure Rückmeldung, das war Folge Zweiundzwanzig von Ehrensache, mein Name ist Eva Schulze-Gabrechten und wir hören uns hier in vier Wochen wieder.

00:20:04: Ich freue mich drauf, ciao!

00:20:09: Ehrensache.

00:20:11: Wie funktioniert eigentlich Landwirtschaft?

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